Wie können wir die bayerischen Schulen inklusiver gestalten?

Bild der Veranstaltung "Schule der Zukunft". Fünf Personen sitzen am Tisch. Von links nach rechts: Jonas Turber, Jakob Brummer, Thomas Gehring, Michael Sasse, Eva Friedrich

Obwohl Inklusion nach bayerischem Recht eine Aufgabe aller Schulen ist, werden nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung immer noch knapp 4,7 % aller Schüler*innen in einer Förderschule beschult. Viele dieser Kinder wären in der Lage mit einer bedarfsgerechten Förderung auf eine Regelschule zu gehen und dort auch einen Regelschulabschluss zu machen. Allerdings wird diesen Kindern und ihren Eltern oftmals davon abgeraten die Kinder auf einer Regelschule einzuschulen. Dies führt dazu, dass diese Kinder in weiterer Folge meistens ohne Schulabschluss keine Ausbildungsstelle finden und in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen mit einem Durchschnittsverdienst von 200 €/Monat arbeiten.

Dies wurde im Rahmen der Veranstaltung „Schule der Zukunft gestalten – jedem Kind gerecht werden“ am 11. Mai im Gasthof Höhensteiger von den Anwesenden bestätigt. Im Rahmen der Veranstaltung diskutierten:

  • Thomas Gehring, MdL BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Bildungsexperte und II. Vizepräsident des bayerischen Landtags
  • Eva Friedrich, Erzieherin in einem inklusiven Kindergarten und Mutter eines Kindes mit physischer Beeinträchtigung
  • Michael Sasse, Betroffener und Inklusionspolitiker BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
  • Jakob Brummer, Sozialpädagoge mit langjähriger Berufserfahrung im Bereich Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen, Vorstandsmitglied im Förderverein Inklusion Rosenheim e.V.

Die Veranstaltung wurde von Jonas Turber, Bezirkstagskandidat BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN für den Stimmkreis Rosenheim-Ost moderiert und es nahmen ca. 30 Personen im Raum und 19 Personen im Stream an der Podiumsdiskussion teil.

Welche Probleme bestehen zurzeit bei der Inklusion von Kindern mit Behinderungen?

Im Rahmen der Diskussion mit den anwesenden Angehörigen und Pädagogen kristallisierten sich einige Probleme heraus, die dazu führen, dass schulische Inklusion im Moment nicht funktioniert, wie z.B.:

  • Die Exklusion fängt bereits im Kindergarten an, da dort Kinder oft abgewiesen werden, weil diese zwei Planstellen besetzen
  • Eltern wird oftmals konsequent dazu geraten ihre Kinder in einer Förderschule einzuschulen
  • Kinder mit Förderbedarf an Regelschulen werden zu selten durch mobile sozialpädagogische Dienste unterstützt
  • Die Klassen sind zu groß, dass alle Schüler*innen mit Förderbedarf adäquat gefördert werden können
  • Inklusive Privatschulen, mit guten Konzepten, bekommen keine gesonderte Förderung
  • Es gibt kein verpflichtendes Referendariat in Förderschulen bzw. keine Ausbildung in inklusiver Bildung für Lehramtsstudent*innen

Zudem berichtete ein Rektor einer Schule, der sich für eine verbesserte Inklusion einsetzt, dass nach der Durchführung eines Tests zur Evaluation des Förderbedarfs der Schüler*innen in seiner Schule, die Ergebnisse zeigten, dass wesentlich mehr Schüler*innen einen Förderbedarf aufwiesen. Dies verdeutlicht noch einmal, dass eine verbesserte, inklusive Bildung nicht nur Kindern mit einem bekannten Förderbedarf nutzen würde, sondern allen.

Wie können wir also eine inklusive Schulbildung für alle erreichen?

Ein wirklich inklusives Schulsystem benötigt einerseits mehr qualifiziertes Personal, wie Sonderpädagogen, in jeder Schule. Andererseits sollten an jeder Schule Inklusionsbeauftragte eingesetzt werden, die einerseits und andererseits für das Kollegium als Ansprechpartner*innen für Eltern und Kinder fungieren können. Zudem kristallisierten sich in der Diskussion folgende Punkte heraus, die ein inklusive Schulsystem fördern:

  • Konsequente und dauerhafte Förderung der Kinder mit Förderbedarf mit Sonderpädagogen
  • Kleinere Schulklassen
  • Räume für therapeutische und pädagogische Maßnahmen in allen Schulen
  • Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems und Einführung von Gesamtschulen, damit alle Kinder gemeinsam lernen können
  • Weniger Leistungsdruck für die Kinder

Weiterhin wurde am Beispiel des Schulsystems in Schleswig-Holstein gezeigt, dass eine konsequente und verpflichtende Einschulung in Regelschulen von Kindern mit Förderbedarf mit einer besseren Lehrer*innenausbildung funktionieren kann, sofern diese konsequent umgesetzt wird.

Wir Grüne wollen ein inklusives Bildungssystem für alle, damit jedes Kind ihr Potential vollständig ausschöpfen kann, denn eine inklusive Gesellschaft ist eine bessere für alle!

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